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Wenn es für unsere Kinder stressig wird

Nicht nur Eltern müssen sich zerteilen können

Gereizte Stimmung und angespannte Atmosphäre im Familienalltag – macht keinen Spaß und kommt doch trotzdem ständig vor. Das Gefühl im Hamsterrad zu stecken und sich gleichzeitig irgendwie zerreißen zu müssen um allem gerecht zu werden, kennen nicht nur Eltern. 

Auch Kinder, die oft viel feinere Antennen für die Schwingungen im Familienleben haben und deren Emotionen oft noch viel ungefilterter und chaotischer erscheinen geraten in Stress, wenn etwas nicht nach Plan läuft und die Belastung zu groß wird.

Die Hauptursachen für Stress im Kindesalter sind dabei in erster Linie: zu bewältigende Entwicklungsaufgaben (die oft unausweichlich irgendwann anstehen), einschneidende Lebensereignisse und Schicksalsschläge, oder alltägliche (als zu hoch empfundene) Belastungen und Überforderungen. Die aktuelle Häufung verschiedenster großer Krisen tut da ihr übriges und führt viele Familien an den Rand der Belastungsgrenze. Durch Corona geschlossene Schulen/Kitas, häusliche Quarantäne, Home-Office, Inflation, Kriege und die Klimakrise sind nur einige Dinge die nicht nur in erwachsenen Menschen Sorgen oder Zukunftsängste auslösen. Gleichzeitig steigt die individuelle Belastung jedes einzelnen durch unsere immer noch sehr leistungsorientierte Gesellschaft, finanzielle Sorgen, mangelnden Wohnraum, (psychische) Erkrankungen, ständige Erreichbarkeit oder ein Übermaß an Freizeitangeboten und der Angst dabei irgendwas zu verpassen. Diese Einflüsse gehen auch an Kindern nicht spurlos vorbei und gehören irgendwie mehr oder weniger zu jedem Leben dazu. Die Frage ist nur, wie viel Widerstandskraft ist in uns? 

Kinder reagieren in Stresssituationen oft so, dass Erwachsene das Verhalten erstmal als „frech“, „faul“ oder „unerzogen“ einstufen 

– wir denken bei diesen feinen Signalen nicht unbedingt in erster Linie daran, dass ein Kind im Stress ist. 

Erst wenn Gereiztheit, große Unruhe, Aggressivität, oder sogar körperliche Symptome wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Einschlafstörungen, Albträume oder Appetitlosigkeit hinzukommen, wird uns klar, dass hier was aus dem Gleichgewicht geraten ist. Bleibt es bei einer kurzfristigen Stressreaktion (zum Beispiel vor einer wichtigen Klassenarbeit oder bei der Kita-Eingewöhnung), dann kann das von Beziehungspersonen oft noch gut aufgefangen werden. Treten die Symptome jedoch häufiger auf oder bleiben länger und klingen kaum ab, dann kann es sein, dass das Kind sich in einer Art Teufelskreis befindet, aus dem es alleine nicht mehr rauskommt. Dauerhafte Stressreaktionen führen fast immer zu sozialer Ausgrenzung oder zu sozialen Ängsten und können so zu noch mehr Stress führen, der für das Kind kaum mehr zu bewältigen scheint. Wichtig ist deshalb, dass wir uns bewusst machen: Auch in stressigen Situationen lernen Kinder am Modell und schauen sich viel von dem ab, was Erwachsene tun.

Bewältigungsstrategien sind nicht angeboren

Gerade durch den in der Familie gelebten Erziehungsstil und den eigenen Umgang mit Konflikten können Eltern ein wichtiges Bespiel zum Erlernen von Bewältigungsstrategien darstellen. Zum einen ist bewiesen, dass Eltern die individuelle Stresswahrnehmung ihrer Kinder beeinflussen können, indem zum Beispiel Wert gelegt wird auf lösungsorientiertes Denken und Selbstreflexion. 

Eine sichere Bindung bietet hierfür eine gute Grundlage

und den Raum, um Emotionen und emotionale Widerstandskraft gemeinsam zu lernen. Leistungs- und kontrollorientierte Erziehungsstile führen dagegen zu einer eher höheren Stresswahrnehmung. 

Zum anderen kann auch die Stressbewältigung durch das Verhalten der Eltern maßgeblich beeinflusst werden. Hierbei ist übermäßige elterliche Kontrolle nachgewiesenermaßen eher hinderlich für das Bewältigungsverhalten der Kinder. Leben Eltern aktive, positive und lebensbejahende Bewältigungsstrategien in der Familie vor (Gefühle zulassen und einordnen, einander den Rücken stärken und zuhören, sich abreagieren ohne aggressiv zu sein, Hilfe suchen und annehmen) dann nehmen Kinder diese auch eher als hilfreich war. Werden dagegen eher destruktive Strategien vorgelebt denen zerstörerisches Verhalten zu Grunde liegt (Selbst- oder Fremdaggression, Drogenmissbrauch, übertrieben riskantes Verhalten oder kompletter Rückzug), dann führt dies auch bei Kindern in Stresssituationen eher zu Gefühlen von Machtlosigkeit und wenig Handlungsfähigkeit. 

Einen kühlen Kopf bewahren, wenn es herausfordernd wird – das wissen Eltern selber, ist nicht immer leicht und erfordert Übung. In der Beziehungswerkstatt bieten wir Workshops für Kinder und Erwachsene an, um diese eigene innere Widerstandskraft kennenlernen und erproben zu können. Im Löwen-Kids Kurs lernen Kinder ihre Ressourcen kennen und wie sie sie in den unterschiedlichen Situationen einsetzen können. In unserer Mama-Auszeit geben wir Müttern den Raum, die eigene Resilienz zu stärken und als dem Alltagschaos gelassen entgegen zu schauen.

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